17. September 2018 | Rubriken: Areal

2. Zukunftskolloquium: Freiheit Emscher arbeitet digital

Diskutierten über die Arbeit in der Smart City der Zukunft: Prof. Dr. Josef Hilbert (IAT), Hans-Jürgen Best (Stadt Essen), Rasmus C. Beck (Business Metropole Ruhr), Björn Burow (PwC Deutschland), Markus Masuth (RAG Montan Immobilien), Alexa Waldow-Stahm (Stahm Architekten), Achim Georg (Georg Consulting), Lena Jungkamp (Inno2Grid), Moderator Stefan Prott (RDN Agentur).

Das Stadtentwicklungsprojekt Freiheit Emscher sei eine große Chance für die gesamte Region, bei wissensbasierten Industrien und „urbaner Produktion“ aufzuholen. Das war eine der Kernaussagen beim Zukunftskolloquium „Freiheit Emscher arbeitet digital“ am 12. September im Großen Saal der VHS Essen. Vor rund 40 Fachbesuchern diskutierten Projektpartner und Planer mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Zukunft der Arbeit und wesentliche Ergebnisse des Zielkonzeptes für das Projektgebiet zwischen Bottrop und Essen mit fünf ehemaligen Bergbauflächen.

„Leben und Arbeiten am Wasser ist das, was im Ruhrgebiet Mangelware ist“, sagte Rasmus C. Beck, der oberste Wirtschaftsförderer des Ruhrgebietes in der Podiumsdiskussion. Beck begrüßte angesichts der zunehmenden Flächenknappheit, dass mit der Freiheit Emscher nicht nur besonders große, sondern auch höchst attraktive Flächenreserven direkt am Rhein-Herne-Kanal erschlossen werden sollen. Diese eigneten sich besonders auch für hochwertige Zukunftsunternehmen „urbaner Produktion“, hatte zuvor bereits Achim Georg von Georg Consulting erörtert: „Wissensbasierte Industrien sind in Essen und Bottrop noch unterrepräsentiert. Hier besteht Nachholbedarf.“ Das Hamburger Beratungsunternehmen hatte eine ausführliche Gewerbeflächenanalyse im Auftrag der Projektpartner der Städte Essen und Bottrop sowie der RAG Montan Immobilien GmbH erarbeitet, die als Grundlage in den Masterplan zur Ertüchtigung des 1700 Hektar großen Projektgebietes nördlich und südlich des Rhein-Herne-Kanals einfloss. Zugleich seien solche Industrien „stadtverträglicher“, weil effizienter und weniger emittierend. Die starre funktionale Trennung von Arbeiten, Wohnen und Freizeit werde dadurch zukünftig durchlässiger. Besonders auf den ehemaligen Kohlelagern am Bottroper Sturmshof und dem Essener Hafen Coelln-Neuessen direkt am Kanal könnte nach dem erarbeiteten Zielkonzept ab 2027 ein solcher Schwerpunkt wissensbasierter, höherwertiger Gewerbeformen und urbaner Produktion mit hohem Büroanteil, Labornutzungen sowie zusätzlich Freizeitangeboten und Gastronomie entstehen.

„Arbeit wird wieder mehr in der Stadt stattfinden. Die ‚creative class‘ trifft in der Regel nicht im Maisfeld aufeinander“, konstatierte auch Prof Dr. Josef Hilbert vom Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule. Allerdings dürfe auch wissensbasierte Industrie kein Selbstzweck sein: „Wir werden erfolgreiche Industrieentwicklungen nur hinbekommen, wenn wir sie mit Dienstleistungen verbinden, also zum Beispiel indem innovative Technologien für das gerade im Ruhrgebiet wachsende Segment der Gesundheitswirtschaft zum Einsatz kommen.“ Für derartige Innovationen seien Begegnungsflächen in jeglicher Hinsicht nötig – digitale wie analoge.

Wie die digitalen Begegnungsräume aussehen können, thematisierte Lena Jungkamp von Inno2Grid. Das Berliner Unternehmen kümmert sich um die Verbindung von Mobilität, erneuerbaren Energien, Gebäudesteuerung, Kommunikation und weiteren Anwendungsgebieten mithilfe integrierter digitaler Plattformen wie Quartiers-Apps. Wichtig sei, bereits bei der Planung der Infrastrukturen die Möglichkeit entsprechender Schnittstellen mitzudenken. Das Zielkonzept der Freiheit Emscher sieht hier vor, attraktive Rahmenbedingungen sowie ein effektives Erschließungssystem zu schaffen. Wenn dies gelingt, würden sich auch Unternehmen der Zukunftsbranchen sowie die entsprechenden Arbeitskräfte ansiedeln, zeigten sich die Teilnehmer des Kolloquiums zuversichtlich.

Weiteres Zukunftskolloquium
Bei der Planung des interkommunalen Projektes wollen die beteiligten Partner nicht nur Stadträume neu denken und innovative Konzepte für Mobilität und Digitalisierung erarbeiten, sondern die Positionierungen des Zielkonzeptes auch in Zukunftskolloquien präsentieren und gemeinsam mit einem Fachpublikum diskutieren. Nachdem es am 6. und jetzt am 12. September bereits um Mobilität und Digitalisierung ging, widmet sich das dritte und letzte Zukunftskolloquium am Dienstag, dem 25. September 2018, zwischen 14 und 17 Uhr im Essener Bildungshotel dem Thema „Freiheit Emscher schafft Stadtraum“.


Die Referenten

Hans-Jürgen Best

(Stadtdirektor Stadt Essen) begrüßte die Gäste im Namen der Projektpartner.

Achim Georg

(Georg Consulting) stellte die Ergebnisse der Gewerbeflächenanalyse vor.

Rasmus C. Beck

(Business Metropole Ruhr) unterstrich die Bedeutung der großen und gleichzeitig attraktiven Flächen in der Freiheit Emscher.

Lena Jungkamp

(Inno2Grid) zeigte auf, wie digitale Begegnungsräume künftig aussehen können.

Prof. Dr. Josef Hilbert

(Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen) erklärte: „Arbeit wird wieder mehr in der Stadt stattfinden.“

Alexa Waldow-Stahm

(Stahm Architekten) stellte die Pläne für das Stadtentwicklungsprojekt Freiheit Emscher vor.